Eigentlich wollte ich heute in einem Mandelboot fahren aber es soll jetzt mal eben um etwas Anderes gehen, was mich sehr begeistert hat: Um belegte Mandelbrote bzw. Mandelbrotmengen. „Das ist Mathematik”, denken jetzt viele. Stimmt auch.
In der mathematischen Chaostheorie geht es auch darum, dass das, was glatt und elegant erscheint auf der Welt in Wirklichkeit unendlich weit verzweigt ist, und je tiefer man eintaucht in die Welt des immer kleiner Werdenden, erwartet einen eine raue, ungewohnte Welt, die nie endet. Man kann es nur nicht sehen, weil die Sichtbarmachung dieser Sachverhalte nur über mathematische Formeln und ihre grafische Darstellung erfolgen kann.
Die Ordnung im Chaos
Diese chaotischen Strukturen, die ein Mathematiker sichtbar gemacht hatte, nennen sich „Mandelbrotmengen” oder „Mandelbrotfraktale”. „Fraktale” sind einfach gesagt unendlich verzweigte, auf dem Prinzip der Selbstähnlichlichkeit basierende mathematischen Funktionen. Was heißt das? Das heißt, dass sich die Strukturen je kleiner sie werden unendlich weit verzweigen und zwar in immer gleichen Formen. Da diese Formen und ihr Aufbau im Prinzip immer gleich sind, sich aber verkleinern, nennt man das Verhältnis dieser Formen zueinander „Selbstähnlichkeit”. Das ganze Thema hat im Grunde etwas mit Unendlichkeit zu tun. Da sich der menschliche Geist die aber nicht vorstellen kann, herrscht beim mathematischen Laien Unverständnis.
Gott ist da, oder er ist tot
Zweierlei könnte man davon ableiten: Erstens hält die Menschheit damit endlich den Beweis des göttlichen Bauplans für die Materie in Händen und zweitens den Beweis dafür, dass es keinen Gott gibt, weil das Konstruktionsprinzip höllisch komplexer Strukturen, die Lebendigkeit bedingen, gemäß einfacher Selbstähnlichkeit und Verzweigungen erzeugender Zahlen aufgebaut ist.
Lebens-Geheimnisse
Nun haben schlaue Mathematiker von der platten zweidimensionalen Darstellung dieser Grafiken in dreidimensionale umgeschaltet. Ein Lob auf das Computerzeitalter, das eines Tages zwar die gesamte Menschheit in den Abgrund stoßen wird, aber zwischendurch noch ein paar wissenschaftliche Urlaubsbilder abliefert. Das, was man geahnt hat, sieht man auf diesen Grafiken nun ganz deutlich: Organische, lebendige oder aber tote mineralische, steinerne Strukturen basieren in ihrem strukturellen Aufbau auf Mathematik.
Im Land der Fleisch-Computer
Ich gehe zurück in mein kleines Zimmer. Ich krümme mich meinen rechten Unterarm entgegen, sehe seine Poren, und in den Poren geht es unendlich weiter, es sind gigantische dunkle Schluchten, deren Anblick mich schluchzen läßt. Ich bin verdammt nochmal ein abgefuckter Bauplan nach einer mathematischen Blaupause. Was ich denke, entspringt einem Fleischcomputer. Ich weine. Aber keine Chance: Die Tränenflüssigkeit ist durchsetzt mit kristalinen Salzen, bald kann ich die Struktur des Salzes googlen. Aua.
10 Responses to “18. November: Heute mach‘ ich mir ein Mandelbrot”
[…] Eine spektakuläre Reise ins Land der Zahlen und der bildgebenden Verfahren. Hier gab es einen darstellerischen Durchbruch. […]
[…] Dieser Eintrag wurde auf Twitter von Ralf Wasselowski, Ralf Wasselowski erwähnt. Ralf Wasselowski sagte: Zum ersten Mal: Mandelbrote in 3D http://is.gd/4XRVx […]
[…] Schmetterlings-Flügels oder sogar Verhaltensweisen und Marotten erscheinen als Ausformungen von unendlich ablaufenden ineinander verschränkten mathematischen Mustern. Aber das ist eine andere Geschichte. Mathematisch-physikalische Unkalkulierbarkeit kann, wie man […]
Ich habe mit diversen Mandelbroten herum gespielt und bin zu erstaunlichen Ergebnissen gekommen. Wer Lust hat kann die sich mal auf G+ ansehen:
https://plus.google.com/u/0/photos/107988063062924494316/albums/5804785091927935409
Sehr verblüffende Bilder.
[…] Reise, die ist lustig. Wer gerne fraktale Grafiken oder Fraktal-Reise-Videos anguckt, erhält hier ein anderes Seherlebnis. Die Webseite […]
Sieht super aus, Viktor!
[…] Ralf Wasselowski: Sieht super aus, Viktor!… […]
[…] gab, die er aber nie gesehen oder auch nur erahnt oder anderweitig wahrgenommen hätte. Das Muster war Teil von ihm geworden und hatte seine Wahrnehmung ersetzt. […]
[…] Kein Anfang, kein Ende, kein Sein, kein Nichts, kein Leben, kein Tod. Alles nur eine gigantische Wellenbeweung. Das Ende Der Welle ist wieder ihr […]